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Channel: Malte Herwig » Nationalsozialismus
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Die Diktatur der Erinnerung

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Nach meinen Gesprächen mit Walser, Wellershoff und Genscher habe ich mich immer wieder gefragt, wie so eine überzeugende Verdrängung möglich ist. NSDAP? Nein, da habe ich nie unterschrieben…

Heute auf Seite 1 der SZ habe ich die Antwort gefunden: es ist der Hippocampus, der wie ein Regisseur die Erinnerung inszeniert, bis sie eine schlüssige Geschichte ergibt. In dem Artikel “Fälschungen am laufenden Band” von Katrin Blawat wird der Psychologe Anthony Gruenwald zitiert, der das autobiographische Gedächtnis  mit einem Diktator vergleicht: “Unliebsame Wahrheiten zerstöre es skrupellos, um die Geschichte abschließend neu zu schreiben – nun aber vom Standpunkt des Siegers aus”.

Das erklärt, warum meine Gesprächspartner tatsächlich zu glauben schienen, dass ihre NSDAP-Mitgliedskarten im Bundesarchiv bedeutungslos seien. Es passt einfach nicht zur bruchlosen eigenen Siegesgeschichte, dass man vor dem Untergang 1945 bei einer Sache mitgemacht hatte, deren Überwindung man sein Leben und Wirken nach 1945 gewidmet hatte. 


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